Wittlingen an die Wand gespielt

Arian Palatini in Aktion

Aus der Oberbadischen vom 29.08.2021 Autor: Uli Nodler

Neun Tore, spektakuläre Strafraumszenen und ein unrühmliches Ende. Das erste Hochrhein-Derby in der noch jungen Landesliga-Saison zog gestern die rund 200 Zuschauer im Wittlinger Stadion in ihren Bann. Dabei begeisterte der FSV Rheinfelden mit einem herausragenden Auftritt, spielte einen in der zweiten Halbzeit geradezu hilflosen FC Wittlingen mit 7:2 (2:1) an die Wand.

Wären da nicht aus Rheinfelder Sicht in den letzten Minuten unglaubliche Disziplinlosigkeiten gewesen, Werner Gottschling hätte sich wahrlich als großer Sieger fühlen können. So aber war der Rheinfelder Coach über die Entgleisungen seiner Spieler derart aufgebracht, dass ihm die Freude über den hohen Derbysieg gestohlen bleiben konnte. „Ich bin restlos angefressen über das was sich zwei meiner Spieler geleistet haben. Da muss man sich ja nur noch schämen“, brach es aus ihm heraus.

Was war passiert? In der 90. Minute wollte Rheinfeldens Torwart Denis Luis Quintero den Ball nicht schnell genug an Wittlingens eingewechselten Stürmer Danilo Avellina abgeben. Daraus entwickelte sich eine handfeste Schlägerei. Schiedsrichter Rafael Lewandowski zeigte beiden Übeltätern sofort Rot. Wenige Minuten zuvor war schon Giuseppe Imbrogiano wegen Schiedsrichter-Beleidigung mit Rot vom Platz geflogen. So beendete der FSV Rheinfelden die Partie nur noch mit neun Spielern. Angesichts eines 7:2-Erfolges sind diese Disziplinlosigkeiten absolut nicht nachvollziehbar. „So etwas lasse ich mir nicht bieten. Das wird Konsequenzen haben“, giftete Coach Gottschling.

88 Minuten wurde auch noch Fußball gespielt. Und wie! Zunächst einmal begann die Partie zwölf Minuten später, weil den Rheinfeldern ein Torwart fehlte. Auch um 15.12 Uhr war Denis Quintero, der seinen urlaubenden Bruder und Stammkepper Dany Quintero ersetzen sollte, noch nicht vor Ort. So übernahm zunächst einmal Feldspieler Murat Haligür den Torwartpart.

Vom Anpfiff weg lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch. Die erste Großchance (5.) besaß der FC Wittlingen. Doch Moritz Keller verstolperte den Ball im gegnerischen Fünfmeterraum. Drei Minuten später rauschte ein Ball von Sascha Strazzeri nur knapp am Rheinfelder Kasten vorbei.

Doch die Antworten der Gäste ließen nicht lange auf sich warten. Nach einem feinen Rückpass von Asip Smailji, der als Linksverteidger glänzte, drosch Almin Mislimovic die Kugel aus 14 Metern volley zum 1:0 in die Maschen. Schon vier Minuten später führte der FSV Rheinfelden mit 2:0. FSV-Kapitän Jeremy Stangl hatte abgezogen und Alessandro Guglielmelli den Ball aus kurzer Disstanz eingenetzt.

Nun hatten die Gäste die Partie im Griff und kassierten nach 18 Minuten doch den Anschlusstreffer. Ein leicht abgefälschter direkter Freistoßball von Arian Palatini fand den Weg ins Rheinfelder Tor. Dann machte Haligür dem inzwischen eingetroffenen Quintero Platz. Serkan Korkmaz, Denker und Lenker im FSV-Mittelfeld, hätte in der 25. Minute beinahe Wittlingens Keeper Alexandre Danelon mit einem Heber überrascht.

Trotz zahlreicher Chancen auf beiden Seiten fielen bis zum Pausenpfiff keine Treffer mehr.

Sechs Minuten nach Wiederanspiel war das Derby dann entschieden. Der eingewechselte Antonio D’Agostino (46.) und erneut Guglielmelli (51.) schraubten den FSV-Vorsprung auf 4:1. Bei einem Gegentreffer von Avellina (65.) lochten die Gäste gegen nun vogelwilde Gastgeber durch Mislimovic (60.), Massimo De Franoc (74.) und Korkmaz (89.) mit einem genialen Freistoßtor noch dreimal ein und machten das Debakel für den FC Wittlingen perfekt. „Wie wir uns in der zweiten Halbzeit defensiv verhalten haben, war eine Katastrophe“, so ein fassungsloser FCW-Trainer Tiziano Di Domenico nach aufregenden 92 Minuten.